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Umbau des Microsoft Headquarters Wien, Österreich – Vertical Magic Garden

copyright by Vertical Magic Garden

Wussten Sie, dass das Raumklima bei einem Drittel aller modernen Bürogebäude in Europa nicht den Richtlinien für ein gesundes Innenraumklima entspricht? Und dass der krankheitsbedingte Arbeitsausfall dadurch viel höher ist als normal? In vielen Arbeitsräumen ist die Luft zu trocken und enthält Schadstoffe, die Gesundheitsbeschwerden verursachen können. Allein durch das Aufstellen luftreinigender Pflanzen können viele dieser Beschwerden deutlich gemindert werden. Pflanzen bereichern die Luft mit Wasserdampf, absorbieren Wärme und Geräusche, sie können schädliche Stoffe aufnehmen und abbauen. Menschen erleben einen Arbeitsplatz mit Pflanzen daher als angenehmer, was nachweislich zu einer Verringerung von Stress und Anzeichen des Sick-Building-Syndroms wie Kopfschmerzen und Ermüdung führt.

copyright by Vertical Magic Garden

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Dass ein gesundes Raumklima am Arbeitsplatz eine wichtige Voraussetzung für optimale Leistungen der Mitarbeiter ist, hat auch die Microsoft Österreich GmbH erkannt. Seit Jahren beschäftigt sich das Unternehmen mit der „Neuen Welt der Arbeit“ und führt entsprechende Studien zu diesem Thema durch. In diesem Zusammenhang hat Microsoft sein Headquarter in Wien komplett neu gestaltet und dazu auch die Firma Vertical Magic Garden für die Installation
vertikaler Gärten beauftragt. Werner Miesl von Vertical Magic Garden Deutschland: „Der vertikale Garten ist nicht nur Wohltat für das Auge, er wirkt sich auch auf die Gesundheit und das individuelle Wohlbefinden aus. Grüne Wände sorgen für eine optimale Luftbefeuchtung sowie reduzierten Staubflug. Nachweislich können bestimmte Pflanzen Schadstoffe we Formaldehyd, Phenol oder Benzol aus der Raumluft filtern und so die Schadstoffbelastung im
Raum deutlich absenken“. Das Konzept für die Neugestaltung der Firmenzentrale zielte insgesamt darauf ab, dass der Arbeitsplatz zum Treffpunkt und Kommunikationszentrum wird.
Ähnlich einem Computer basiert das räumlich funktionale und gestalterische Konzept auf vier wesentlichen Elementen: Erstens: der Data Highway (Datenleitung), er steht für die horizontale Erschließungszone. Zweitens der ICF (Interaction and Circulation Furniture), damit ist der offene Kommunikations- und Arbeitsbereich gemeint, der gleichzeitig die vertikale Verbindung der beiden Mitarbeiterstockwerke (Prozessor) bildet. Drittens die Meeting Rooms (Arbeitsspeicher),
unterschiedlich organisierte und gestaltete Besprechungsräume in verschiedenen Größen. Viertens der Open Workspace, das sind großzügig angelegte Arbeitsbereiche mit teilweise fix zugeordneten, jedoch größtenteils frei wählbaren Arbeitsplätzen und desksharing (Festplatte).

Zusätzlich zu den vier Hauptelementen kommt dem Foyer eine besondere Bedeutung zu, denn hier erhält man den ersten Eindruck von der „Neuen Welt der Arbeit“. Im Empfangsbereich wird die Leitidee durch schwimmende Lotusblüten in Szene gesetzt: Sie gelten als Symbol für Reinheit, Treue und Schaffensvermögen. Der blau gestreifte Vinylboden steht für den Datenfluss. Ein großer vertikaler Garten aus natürlichen Pflanzen bildet den Hintergrund. In Kombination mit einer LED-Wall hinter dem offenen Empfangspult wird so die Verbindung von Natur und Technik thematisiert.“

„Allplan Architektur ist bei uns u.a. deswegen im Einsatz, weil die Planung freier Formen – wie die gebogenen Pflanzenwände – mit dem 3D-Modellierer sehr einfach umzusetzen ist.”
Werner Miesl, Vertical Magic Garden Deutschland

Vertical Magic Garden wurde 2009 in Hartberg/Österreich von Johannes Leitner gegründet. Zum Produkt- und Leistungsspektrum des Unternehmens gehören vertikale Begrünungen in Modulform für Innen- und Außenbereiche, akustische und visuelle Raumteiler sowie begrünte Säulen und Wandbilder.

PROJEKTINFORMATIONEN IM ÜBERBLICK

Schwerpunkt: Innenarchitektur
Eingesetze Software: Allplan Architektur
Projektdaten:
Bauherr: Microsoft Österreich GmbH
Architektur: INNOCAD Architektur ZT GmbH, Graz
Baubeginn: Juli 2011
Fertigstellung:Oktober 2011
Nutzfläche: 4.500 m2
Baukosten: 2,8 Mio Euro netto

© 05.2015 Allplan GmbH, Munich, Germany; © Fotos: Michael Haug, Winterthur

Fahrradhotel „Der König im Weinberg“ bei Koblenz -Jan Haloschan, Architektur-Masterstudent

Radfahren an der Mosel ist ja eine feine Sache, aber irgendwann sehnt sich vom Rennfahrer bis zum Genießer jeder nach einer Pause. Wenn es nach Jan Haloschan ginge, könnte es die am höchsten Punkt zwischen der Kleinstadt Winningen und Koblenz-Güls geben. Der Architektur-Masterstudent an der Hochschule Koblenz nahm sich nämlich in seiner Bachelorarbeit der Bedürfnisse müder Radelnder an und entwarf mithilfe von Allplan Architecture ein „Bike and Bed“, das sich königlich thronend in den Weinberg einfügt. Dieses Fahrradhotel kann sich nicht nur sehen lassen, es soll es auch. Ein sechsstöckiger Turm mit auffälliger Fassade führt den Veloisten schon von weitem ihr Ziel vor Augen und zeigt ihnen, wie lange sie sich noch abkämpfen müssen.

Copyright by Jan Haloschan Fahradhotel

Copyright by Jan Haloschan Fahradhotel

Der weithin sichtbare Turm ist ab dem ersten Obergeschoss von einer gelochten Vorhangfassade aus Cortenstahlplatten umgeben, unter der sich ein Glaskörper in Pfosten-Riegel-Konstruktion verbirgt. Unter diesem Stahlskelettbau befindet sich ein als Massivbau ausgeführtes Untergeschoss, das sich bis über die andere Seite des Fahrradweges hinaus erstreckt, wo es wieder sichtbar aus dem Hang hervortritt. Im Gegensatz zum Turm soll dieses Volumen hinter die Natur zurücktreten und ist daher in unauffällige Schieferriemchen gekleidet.
Im Turm befinden sich zwischen dem zweiten und sechsten Stock die Gästezimmer mit ein bis zwei Betten und die Sanitärräume. Im ersten Obergeschoss haben Speisesaal und  Selbstbedienungsküche ihren Platz. Empfang, Kiosk und weitere Toiletten liegen im Erdgeschoss. Oberirdisch besitzt das Ganze einen recht einfachen Hostelcharakter. Das ändert sich jedoch, wenn man die „Unterwelt“ betritt. Der Name des Etablissements „Der König im Weinberg“ ließe ja durchaus dionysische Freuden erahnen. Nun fließt zwar im weitgehend
unsichtbaren unterirdischen Teil des „Königs“ nicht unbedingt der Wein. Ein Schlückchen Dolce Vita lässt sich hier aber schon kosten und „feuchtfröhlich“ geht es quasi auch zu. Im Untergeschoss locken nämlich Sauna, Whirlpool und ein Kaminraum. Perfekt, um nach einer langen Radtour zu relaxen. Besonders naturnah und meditativ zeigt sich der Whirlpool. Hier plätschert ein kleiner, vom Weinberg herunterfließender Wasserlauf als Wasserfall durch einen Schacht hinunter. Vom Pool aus kann man wie aus einer Grotte heraus auf die gegenüberliegenden Berge blicken. Wem dieses Zusammenspiel von schmalen Oberlichtern, Schieferverblendstein und Sichtbeton in Kombination mit einem geführten Ausblick bekannt vorkommt, darf seinem Gefühl durchaus trauen: Haloschan ließ sich von Peter Zumthors Therme in Vals inspirieren.

Ein reiner Wellness-Bereich ist das Untergeschoss dann aber auch wieder nicht. Man darf schließlich nicht vergessen, dass in diesem „Bike and Bed“auch Fahrräder einer Unterkunft und etwas Pflege bedürfen. Daher betritt man hier auch per Rampe mit seinem Rad das Gebäude, wo man den Drahtesel augenblicklich im Fahrradkeller abstellen oder in der Werkstatt nebenan die quietschende Kette ölen lassen kann. Nachdem der Entwurf in Form von Handzeichnungen bereits feststand, zeichnete Haloschan zunächst die Grundrisse, Ansichten und Schnitte in Allplan in 2D. Für die Visualisierungen baute er den Entwurf (Innen- und Außenwände, Decken, Öffnungen, Möblierungen) mit 3D-Modulen nach. Die Fensteröffnungen in der Cortenstahl-Fassade entstanden mithilfe des Wand-Moduls. Den 3D-Elementen wurden verschiedene Farben zugewiesen, so dass diesen nach Fertigstellung des digitalen Modells in CINEMA 4D Materialien zugeordnet und die einzelnen Bereiche aus verschiedenen Außen- und Innenperspektiven gerendert werden konnten. Die fertigen Visualisierungen wurden schließlich
mit Grundrissen, Ansichten, Schnitten, Piktogrammen und Texten im Allplan
Planlayout zusammengestellt und abschließend als PDF exportiert.

Seit 2011 studiert Jan Haloschan Architektur an der Hochschule Koblenz. 2013/14 absoliverte er ein Auslandssemester an der Berner Fachhochschule. Dort lernte er im Rahmen zahlreicher Vorträge und eigener wissenschaftlicher Untersuchungen, wie wichtig die Auseinandersetzung und der sensible Umgang mit dem spezifischen Ort für den Entwurfsprozess sind. Seit September 2015 macht er seinen Master an der Hochschule Koblenz. Am architektonischen
Entwerfen reizt ihn insbesondere die ganzheitliche Durchplanung von Bauaufgaben. „Ich bin immer wieder von Architektur beeindruckt, bei der von der städtebaulichen Fügung über das äußere Erscheinungsbild und der Raumabfolge bis hin zu den Details wie Materialwahl, Lichteinfall und Möblierung ein harmonisches Zusammenspiel entsteht“, so Haloschan. Indes besitzt er eine klare Vision dessen, was Architektur zu leisten hat: „Ziel eines jeden Entwurfs
sollte es sein, den umbauten Räumen sowie den Freiräumen eine Atmosphäre einzuhauchen, die die Menschen gesund und glücklich macht.“

„Dank Allplan Architecture war es mir möglich, die zunächst skizzenhafte Entwurfsidee maßstäblich weiterzuentwickeln sowie ein detailliertes 3D-Modell zu erstellen, um
die Proportionen zu überprüfen und dem gewünschten Erscheinungsbild anzupassen.“
Jan Haloschan, Architektur-Masterstudent

03.2016 Allplan GmbH, Munich, Germany; © Projekt: „Byke & Bed“ am Moselradweg – Der König im Weinberg; Copyright: Jan Haloschan