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Himmelsleiter, Naturschutzgroßprojekt – Brückner & Brückner Architekten, Würzburg

copyright by Brückner & Brückner

Die Tirschenreuther Teichpfanne in der Oberpfalz, nahe der deutschtschechischen Grenze, ist eine der größten und ältesten Kulturlandschaften Deutschlands. Als Heimat gefährdeter Tier- und Pflanzenarten bildet dieser vermutlich bereits im 10. Jahrhundert angelegte Teichkomplex das Kerngebiet des Naturschutzgroßprojekts Waldnaabaue. Zur Beruhigung des Besucherverkehrs in sensiblen Bereichen der Waldnaabaue wurde die alte Bahntrasse der Vizinalbahn zwischen Wiesau und Tirschenreuth in einen Rad- und Wanderweg umgewandelt.

Nachdem das in Tirschenreuth und Würzburg ansässige Architekturbüro Brückner & Brückner 2010 bereits mit der Heusterzbrücke eine Anbindung an den Einstiegspunkt Hohenwald fertiggestellt hatte, folgte zwei Jahre später ein weiteres Bauwerk für die Besucher dieses besonderen Naturareals: die sogenannte „Himmelsleiter“. Für dieses Projekt wurden sie mit
dem „best architects 15 Award“ und für die Himmelsleiter und Heusterzbrücke mit dem BDA Regionalpreis Niederbayern-Oberpfalz ausgezeichnet.

copyright by Brückner & Brückner

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Die etwa 450 m von der Heusterzbrücke entfernte Himmelsleiter gleicht selbst ein wenig einer Brückenkonstruktion, auch wenn ihre eigentliche Funktion nicht im Überbrücken besteht. Vielmehr soll es hier, ganz dem Namen entsprechend, hoch hinausgehen, auf eine Sichthöhe von etwa 20 Metern, von wo aus man die seltene Teichlandschaft und deren Umgebung überblicken und bewundern kann. Zu diesem Zweck führen zwei lange, im Grundriss punktsymmetrische Treppenanlagen entlang des Rad- und Wanderweges hinauf auf eine stegartige, überdachte Aussichtsplattform. Diese bietet mit einem wunderbaren Panoramablick auf das Naturschutzgebiet auch einen didaktischen Einstieg in dessen kulturhistorische Entwicklung. Neben der Aussichtsfunktion ergibt sich für die Himmelsleiter passierende Fußgänger und Radfahrer gleichsam eine Torsituation, die das Betreten und Verlassen dieser
Landschaft noch einmal thematisiert. Die Himmelsleiter verfügt über eine tragende Konstruktion aus schlanken verzinkten Stahlprofilen, welche trotz der Größe des Bauwerks maximale Transparenz zur Umgebung gewährleisten. Die nichttragende Verkleidung der
Treppenanlage und der Aussichtsplattform ist in heimischen Hölzern gehalten, was vor allem aus der Ferne einen archaischen Eindruck vermittelt, der gut zur Biotoplandschaft passt. Insgesamt stellt das materielle Zweigespann aus Stahl und Holz eine nachhaltige und zeitgemäße Lösung für den Aussichtsturm dar und ist zugleich eine Reminiszenz an die früheren Bahnschienen. Mit den statischen Berechnungen der Himmelsleiter wurde das Ingenieurbüro Bodensteiner & Partner aus Weiden in der Oberpfalz beauftragt. Da sowohl das Ingenieurbüro als auch die Architekten von Brückner & Brückner Allplan verwenden, konnten beide Firmen ihre Arbeit perfekt aufeinander abstimmen. So ließ sich etwa der Datenaustausch untereinander ohne die sonst häufig auftretenden, zeitraubenden Ungenauigkeiten und Verluste innerhalb der Planung bewerkstelligen. Zudem profitierte man von der  Bewehrungsplanung in 3D. Eine normalerweise knifflige Aufgabe stellten die verschiedenen Stützenquerschnitte und Stützachsen dar. Da sich diese permanent über die gesamte Länge des Bauwerks hinweg verschoben, waren unterschiedliche Köchergrößen und -lagen die Folge. Hier machte sich eine automatische Kollisionsund Massenkontrolle, die über den  Planungsfortschritt hinweg fortgeschrieben wurde, besonders bezahlt.

Wir schaffen Lebensräume. Wir respektieren Menschen und Ort. Wir bauen Erinnerung.“ Das sind die Leitsätze des architektonischen Denkens und Handelns von Brückner & Brückner Architekten. Über den Wettbewerb des Kulturspeichers in Würzburg fanden Christian und Peter Brückner architektonisch erstmalig zusammen. Planen und Bauen ist für sie ein umfassender Kommunikationsprozess. Der Ursprung ist der Dialog der beiden Brüder. Die Qualität der Auseinandersetzung mit Menschen und Dingen macht diesen Vorgang zu „Kultur“. Dafür gibt es kein Rezept. Jede Bauaufgabe erfordert und entwickelt neue Kommunikationsnetze und Medien. Immer wieder müssen Grenzen überschritten werden. „Wir suchen die direkte Auseinandersetzung mit dem Ort und den Menschen und setzen auf kontinuierlichen Dialog. Planen ist für uns ein Versprechen, das eingelöst werden will. Planerische Idee und gebaute Realität gehören untrennbar zusammen“, so Christian und Peter Brückner. Bereits der Vater gründete 1972 ein Ingenieurbüro, das die Brüder als Architekturbüro erfolgreich weiterführen. Klaus-Peter Brückner arbeitete bereits in den 1970er Jahren erfolgreich mit Produkten aus dem Hause Nemetschek.

„Da sowohl das Ingenieurbüro Bodensteiner als Tragwerksplaner als auch wir als Architekten Allplan verwenden, konnten wir unsere Arbeit bei diesem Projekt perfekt aufeinander abstimmen.“
Axel Weidner, Architekt und Projektleiter bei Brückner & Brückner Architekten

Nach den Ranglisten des Architekturportals BauNetz zählen Brückner & Brückner Architekten zu den 100 Spitzenbüros in Deutschland. In ihren Büros in Tirschenreuth und Würzburg beschäftigen die Gebrüder Brückner heute in etwa 50 Mitarbeiter.
PROJEKTINFORMATIONEN IM ÜBERBLICK
Gebäudeart: Aussichtsplattform
Eingesetzte Software: Allplan Architecture
Projektdaten
Bauherr: Landkreis Tirschenreuth, vertreten durch Landrat Wolfgang Lippert
Standort: Tirschenreuther Teichpfanne, 95643 Tirschenreuth 000
Baubeginn: Mai 2012
Fertigstellung: Oktober 2012 0
Gesamtlänge der Anlage: ca. 70 m
Breite der Treppenkonstruktion: ca. 2,5 m
Höhe der Treppenanlage: ca. 0,0 bis 17 m
Breite der Aussichtsplattform: ca. 2,8 m
Länge der Aussichtsplattform: ca. 10 m
Höhe der Standfläche: ca. 17 m (492,5 m ü. NN)
Höhe Dachdeckung: ca. 20,2 m

© 04.2016 Allplan GmbH, Munich, Germany; © Bilder in der Landschaft / Himmelsleiter, Naturschutzgroßprojekt Waldnaabaue;
Planer: Brückner & Brückner Architekten Tirschenreuth/Würzburg; Fotograf: Peter Manev, Selb, foto[mju]tektur

Umbau des Microsoft Headquarters Wien, Österreich – Vertical Magic Garden

copyright by Vertical Magic Garden

Wussten Sie, dass das Raumklima bei einem Drittel aller modernen Bürogebäude in Europa nicht den Richtlinien für ein gesundes Innenraumklima entspricht? Und dass der krankheitsbedingte Arbeitsausfall dadurch viel höher ist als normal? In vielen Arbeitsräumen ist die Luft zu trocken und enthält Schadstoffe, die Gesundheitsbeschwerden verursachen können. Allein durch das Aufstellen luftreinigender Pflanzen können viele dieser Beschwerden deutlich gemindert werden. Pflanzen bereichern die Luft mit Wasserdampf, absorbieren Wärme und Geräusche, sie können schädliche Stoffe aufnehmen und abbauen. Menschen erleben einen Arbeitsplatz mit Pflanzen daher als angenehmer, was nachweislich zu einer Verringerung von Stress und Anzeichen des Sick-Building-Syndroms wie Kopfschmerzen und Ermüdung führt.

copyright by Vertical Magic Garden

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Dass ein gesundes Raumklima am Arbeitsplatz eine wichtige Voraussetzung für optimale Leistungen der Mitarbeiter ist, hat auch die Microsoft Österreich GmbH erkannt. Seit Jahren beschäftigt sich das Unternehmen mit der „Neuen Welt der Arbeit“ und führt entsprechende Studien zu diesem Thema durch. In diesem Zusammenhang hat Microsoft sein Headquarter in Wien komplett neu gestaltet und dazu auch die Firma Vertical Magic Garden für die Installation
vertikaler Gärten beauftragt. Werner Miesl von Vertical Magic Garden Deutschland: „Der vertikale Garten ist nicht nur Wohltat für das Auge, er wirkt sich auch auf die Gesundheit und das individuelle Wohlbefinden aus. Grüne Wände sorgen für eine optimale Luftbefeuchtung sowie reduzierten Staubflug. Nachweislich können bestimmte Pflanzen Schadstoffe we Formaldehyd, Phenol oder Benzol aus der Raumluft filtern und so die Schadstoffbelastung im
Raum deutlich absenken“. Das Konzept für die Neugestaltung der Firmenzentrale zielte insgesamt darauf ab, dass der Arbeitsplatz zum Treffpunkt und Kommunikationszentrum wird.
Ähnlich einem Computer basiert das räumlich funktionale und gestalterische Konzept auf vier wesentlichen Elementen: Erstens: der Data Highway (Datenleitung), er steht für die horizontale Erschließungszone. Zweitens der ICF (Interaction and Circulation Furniture), damit ist der offene Kommunikations- und Arbeitsbereich gemeint, der gleichzeitig die vertikale Verbindung der beiden Mitarbeiterstockwerke (Prozessor) bildet. Drittens die Meeting Rooms (Arbeitsspeicher),
unterschiedlich organisierte und gestaltete Besprechungsräume in verschiedenen Größen. Viertens der Open Workspace, das sind großzügig angelegte Arbeitsbereiche mit teilweise fix zugeordneten, jedoch größtenteils frei wählbaren Arbeitsplätzen und desksharing (Festplatte).

Zusätzlich zu den vier Hauptelementen kommt dem Foyer eine besondere Bedeutung zu, denn hier erhält man den ersten Eindruck von der „Neuen Welt der Arbeit“. Im Empfangsbereich wird die Leitidee durch schwimmende Lotusblüten in Szene gesetzt: Sie gelten als Symbol für Reinheit, Treue und Schaffensvermögen. Der blau gestreifte Vinylboden steht für den Datenfluss. Ein großer vertikaler Garten aus natürlichen Pflanzen bildet den Hintergrund. In Kombination mit einer LED-Wall hinter dem offenen Empfangspult wird so die Verbindung von Natur und Technik thematisiert.“

„Allplan Architektur ist bei uns u.a. deswegen im Einsatz, weil die Planung freier Formen – wie die gebogenen Pflanzenwände – mit dem 3D-Modellierer sehr einfach umzusetzen ist.”
Werner Miesl, Vertical Magic Garden Deutschland

Vertical Magic Garden wurde 2009 in Hartberg/Österreich von Johannes Leitner gegründet. Zum Produkt- und Leistungsspektrum des Unternehmens gehören vertikale Begrünungen in Modulform für Innen- und Außenbereiche, akustische und visuelle Raumteiler sowie begrünte Säulen und Wandbilder.

PROJEKTINFORMATIONEN IM ÜBERBLICK

Schwerpunkt: Innenarchitektur
Eingesetze Software: Allplan Architektur
Projektdaten:
Bauherr: Microsoft Österreich GmbH
Architektur: INNOCAD Architektur ZT GmbH, Graz
Baubeginn: Juli 2011
Fertigstellung:Oktober 2011
Nutzfläche: 4.500 m2
Baukosten: 2,8 Mio Euro netto

© 05.2015 Allplan GmbH, Munich, Germany; © Fotos: Michael Haug, Winterthur

Felix Platter-Spital Basel, Schweiz – wörnertraxlerrichter planungsgesellschaft mbH, Frankfurt

Bis zum Sommer 2018 entsteht auf dem Felix Platter-Areal in Basel ein neues Spital für Altersmedizin. Mit der Realisierung des siegreich aus einem zweistufigen Gesamtleistungs-Wettbewerbs hervorgegangenen Projekts der Arbeitsgemeinschaft „ARGE HandinHand“ soll das Spital „in neue Sphären abheben“, so die Worte der Spitalleitung. Das 200 Millionen Franken teure Projekt ist aber auch eines der ersten BIM-Projekte der Schweiz. Unter dem Begriff Building Information Modeling (BIM), wird im Bauwesen weltweit der Weg zur Digitalisierung der Prozesse in Projektierung, Planung, Ausführung und Dokumentation beschritten. Zu erwarten ist, dass es in Zukunft keine Bauprojekte mehr geben wird, die nicht mit BIM geplant werden, so wie es heute praktisch keine Projekte mehr gibt, die mit Tusche gezeichnet werden.

copyright by wörnertraxlerrichter planungsgesellschaft mbH

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Das auf Altersmedizin spezialisierte Felix Platter-Spital ist nach dem Universitätsspital Basel das zweitgrößte Spital der Stadt. Das Unternehmen beschäftigt rund 850 Mitarbeiter und ist seit Januar 2012 verselbständigt. Jedes Jahr werden rund 3000 Patienten behandelt. Doch die im Jahr 1967 erstellten Spitalgebäude genügen den heutigen baulichen und betrieblichen Anforderungen nicht mehr. Im April 2013 publizierte die Bauherrschaft aus diesem Grund einen zweistufigen Gesamtleistungs-Wettbewerb für den „Neubau Felix Platter-Spital, Basel“. Ziel des Gesamtleistungs-Wettbewerbs war ein finanziell tragbarer Spitalneubau, welcher optimale Prozesse erlaubt, wirtschaftliche Betriebs- und Unterhaltskosten generiert, architektonisch hochstehend ist sowie innerhalb des Projektperimeters ein Erweiterungspotenzial ausweist. In der anonym gehaltenen ersten Stufe des Wettbewerbs reichten bis Ende August 2013 insgesamt neun Teams ihre Dossiers ein. Das Beurteilungsgremium bewertete in der Folge die Qualität und Wirtschaftlichkeit der eingereichten Vorschläge und legte der Bauherrschaft diejenigen Projekte vor, die ein gutes Potenzial für die Projektkonkretisierung aufweisen und deren Teams zur Teilnahme an der zweiten Stufe des Wettbewerbs eingeladen werden sollten.

Die Bauherrschaft lud im November 2013 vier Teams zur nächsten Stufe ein. Im Dezember 2014 stellte die Bauherrschaft das Siegerprojekt „HandinHand“ offiziell vor. Hinter dem Neubauprojekt steht ein Konsortium aus schweizerischen und deutschen Firmen. ARGE BAM Swiss AG/ BAM Deutschland AG/ Marti Generalunternehmung AG Bern, dazu  wörnertraxlerrichter planungsgemeinschaft mbh mit Holzer Kobler Architekten, Health  Company Dresden GmbH und club L94 Landschaftsarchitekten GmbH. Am 26. März 2015 hat die ARGE HandinHand alle Unterlagen zu Erlangung der Baubewilligung eingereicht und hoffte, Ende Juli mit den Bauarbeiten zu beginnen. Anlässlich der Präsentation des auserkorenen Siegerprojektes im Dezember 2014 formulierte die Spitalleitung ihre großen Erwartungen an das künftige Spital mit folgenden Worten: „Ich hoffe, das Spital werde mit dem Neubau in neue
Sphären abheben“, so die Aussage von Verwaltungsrat Peter Tschudi. Weiter war die Rede von „Altersmedizin der Zukunft“ und einer „einzigartigen Institution mit Modellcharakter“. Auszeichnen soll sich der Neubau unter anderem durch kurze Wege und auf die Bedürfnisse der Patienten ausgerichtete Räume. „Alte Menschen sind unsere Patienten, für sie planen wir ein attraktives Ambiente“, sagt Spital-Direktorin Ursula Fringer. Der viergeschossige Neubau befindet sich auf einer rund 18.000 Quadratmeter großen Teilfläche des insgesamt 53.000 Quadratmeter umfassenden Spitalareals. Die Zahl der Betten wird gegenüber dem aktuellen Stand um 90 auf 240 reduziert. Vorgesehen sind ausschliesslich Doppelzimmer. Bereits heute gilt das Felix Platter-Spital als führendes universitäres altersmedizinisches Zentrum in der Schweiz.

„Die BIM-Software Allplan Architecture hat das Siegerteam
maßgeblich unterstützt.”
Dirk Hennings, wörnertraxlerrichter planungsgesellschaft mbH

Im Neubau können erstmals alle Leistungen unter einem Dach angeboten werden. Neben der stationären und ambulanten Pflege sowie der Lehre und Forschung mit den drei Standbeinen Kognition, Mobilität und Ernährung werden auch das Basel Mobility Center und die Memory Clinic örtlich im neuen Spital eingebunden sein. Am 1. Juli 2018 soll es nach rund dreijähriger Bauzeit eröffnet werden. Die veranschlagten Kosten inklusive aller Inneneinrichtungen belaufen sich auf 200 Millionen Franken. Davon stehen 80 Millionen Franken als Eigenkapital zur Verfügung, der Rest wird über den Kapitalmarkt finanziert. Die Bauherrschaft hatte sich vorab zum Ziel gesetzt, in der Schweiz ein Spital zu bauen, das mit den vorhandenen beziehungsweise refinanzierbarenFinanzmitteln erstellt und betrieben werden kann. Entsprechend klar waren im
Wettbewerb auch die diesbezüglichen Vorgaben formuliert.

Das Projekt „HandinHand“ besticht einerseits durch die subtile architektonische und städtebauliche Ausformulierung. Es ist ein genaues Passstück im Schnittpunkt von Wohnquartier, öffentlicher Infrastruktur und der ArchitekturIkone des alten Felix Platter-Spitals. Andererseits verspricht das neue Spital eine gute Aufenthaltsqualität für die Patienten mit einem attraktiven Außenbezug. Zwischen Spitalneubau und dem bestehenden Gebäude ist ein öffentlich zugänglicher Park geplant, der auch eine spätere Umnutzung des Areals berücksichtigt. Die Struktur der einzelnen Nutzungseinheiten sowie die Organisation von Pflegestationen und Supportdiensten beziehungsweise Verwaltung ermöglichen eine große Flexibilität für künftige Nutzungsanpassungen. Bei Bedarf könnte der Neubau bereits heute oder zu einem späteren Zeitpunkt problemlos um eine Etage aufgestockt werden. Damit ergäben sich Räumlichkeiten für zwei weitere Stationen mit je 40 Betten. Aber auch das Innenleben des neuen Spitals mit mehr als 1370 Räumen hat das Siegerprojekt mit hoher Flexibilität geplant, um bei möglichen Veränderungen der Ansprüche in den kommenden 30 bis 40 Jahren die erforderlichen Anpassungen auf einfache Weise vornehmen zu können. Was in anderen Ländern bereits gesetzlich vorgeschrieben ist, steht in der Schweiz erst am Anfang: die Digitalisierung der Prozesse in Planung, Ausführung und Betrieb mit Building Information Modeling (BIM). Dieser Begriff wurde vor gut 20 Jahren eingeführt und gilt heute als „Werkzeug“ der Zukunft. BIM hat die Aufgabe, alle Bauinformationen über das Bauwerksmodell und die Teilmodelle zu koordinieren. So kann sich jeder auf die für ihn relevanten Informationen und Darstellungen konzentrieren. Wichtig ist nur, dass alle am Bau Beteiligten mit BIM zusammen arbeiten können und immer auf dem gleichen Informationsstand sind. Der Neubau Felix Platter-Spital zählt zu den ersten BIM-Projekten in der Schweiz. Der Projektleiter des Spitalneubaus, Jean-Luc Perrin, setzt als Vertreter des Bauherrn von Anfang an auf den Einsatz von BIM. Als einer der Pioniere von BIM in der Schweiz bring Perrin den Nutzen einer virtuellen Planung und Bausimulation mit der folgenden Aussage auf den Punkt: „Benutze die Maus statt den Presslufthammer.“ Weiter vertritt er die Meinung, dass BIM für die Projektentwicklung, -realisierung und -dokumentation von (Spital) Bauprojekten heute zwingend erforderlich ist.

Welchen wirtschaftlichen Nutzen BIM bringen kann, zeigt das Beispiel Großbritannien, wo der Einsatz von BIM bei öffentlichen Großprojekten bereits heute Pflicht ist. Gemäß Schätzungen hat die britische Regierung dank BIM bis heute rund zwei Milliarden Euro einsparen können. Zudem konnten zwei Drittel der Projekte termin- und budgetgerecht fertiggestellt werden. Im zweistufigen Gesamtleistungs-Wettbewerb für den Spitalneubau in Basel hat das Siegerteam BAM Swiss und Marti Holding AG gemeinsam mit den federführenden Architekten wörnertraxlerrichter in Arbeitsgemeinschaft mit Holzer Kobler Architekturen die vom Bauherrn definierten Vorgaben an eine Projektumsetzung mit BIM mit Unterstützung der BIM-Software Allplan umgesetzt. Als intelligente und leistungsfähige Plattform ist Allplan die perfekte Grundlage für die erfolgreiche Umsetzung der BIM-Arbeitsmethode. Für die Kommunikation und den Datentransfer mit anderen Softwareprodukten stehen dem Anwender mehr als 50 Dateiformate, darunter auch das für Import und Export zertifizierte Austauschformat IFC (Industry Foundation Class) für den Austausch von 3D-Modellen, zur Verfügung. Dies ermöglicht eine reibungslose, interdisziplinäre Zusammenarbeit von Architekten, Ingenieuren,  Kostenplanern, Bauunternehmern und Facility Managern. Diese Aussage bestätigt auch Dirk Hennings, Geschäftsführer von BIMwelt GmbH. Er hat den BIM-Prozess für das Felix Platter-Spital im Auftrag von wörnertraxlerrichter an vorderster Front begleitet. „Dank dem Einsatz von
Allplan Allfa, der bidirektional mit Allplan verknüpften Softwarelösung für infrastrukturelles und technisches Facility Management, konnten wir die umfangreichen Anforderungen des Bauherrn effizient umsetzen.“ Allplan Allfa ermöglicht die komfortable Verwaltung der Raumattribute sowie eine Kontrolle der zu erwartenden Unterhaltskosten. Die direkte Anbindung an das Facility Management steht ganz im Sinne des Building Lifecycle Management. Denn Informationen über die technische Wartung sowie die Kontrolle der Unterhaltskosten, welche die Baukosten um ein Mehrfaches übersteigen, müssen später über die gesamte Lebensdauer einer Immobilie für alle Beteiligten einfach zugänglich sein.

„Die BIM-Software Allplan Architecture hat das Siegerteam
maßgeblich unterstützt.”
Dirk Hennings, wörnertraxlerrichter planungsgesellschaft mbH

PROJEKTINFORMATIONEN IM ÜBERBLICK

Schwerpunkt:Building Information Modeling
Eingesetze Software: Allplan Architecture und Allplan Allfa
Team HandinHand:
TU: ARGE BAM Swiss AG, Basel / BAM Deutschland AG, Stuttgart (D) / Marti
Generalunternehmung AG, Bern
Architekt: wörnertraxlerrichter planungsgesellschaft mbh, Frankfurt am Main (D)
mit Holzer Kobler Architekturen, Zürich
Spitalplaner: Health Company Dresden GmbH, Dresden (D)
Landschaftsarchitekt: club L94 Landschaftsarchitekten GmbH, Köln (D)
Fachplaner HLKK / Sanitär / Haustechnikkoordination:
Brunner Haustechnik AG, Wallisellen
Fachplaner Elektro / MSRL: enerpeak salzmann ag, Dübendorf
Bauingenieur / Bauphysiker / Verkehrsplaner / Nachhaltigkeit / Brandschutz:
Gruner AG, Basel
Gastroplaner: hpmisteli, Gastrokonzepte, Bern
Medizintechnikplaner:
mtp Planungsgesellschaft für Medizinaltechnik mbH, Frankfurt am Main (D)
BIM-Koordinator: BAM Deutschland AG, Stuttgart (D)
Facility Management: BAM Immobilien-Dienstleistungen GmbH, Stuttgart (D)

© 08.2015 Allplan GmbH, Munich, Germany © V isualisierung: ZVG

Neubau einer Produktionshalle mit Verwaltungsgebäude, Dinslaken – Brüninghoff GmbH & Co. KG

Der Neubau einer Produktionshalle mit angeschlossenem Verwaltungsgebäude für die Firma Hesotec in Dinslaken steht sowohl für das Kerngeschäft – den Gewerbebau – als auch für die individuellen und kreativen Lösungen des Unternehmens Brüninghoff, des Hallenbau-Spezialisten. Hierbei entstand ein vollkommen neuer Betriebsstandort, der Funktionalität und Individualität miteinander verbindet.

coyright by Brüninghoff GmbH & Co. KG

coyright by Brüninghoff GmbH & Co. KG

Die Zielvorgabe des Bauherrn war einen neuen Betriebsstandort mit einer Produktionshalle und einem vorgelagerten Verwaltungsgebäude zu entwickeln, der die Arbeitsabläufe und Produktionsprozesse optimiert. Die Produktionsstätte sollte außerdem mit möglichst wenig Platzaufwand auf demselben Grundstück erweiterbar sein. Ein vorgelagerter Baukörper kommuniziert die Identität der Firma Hesotec nach außen hin Dabei standen Funktionalität aber auch die individuelle Gestaltung und die Bildung einer Corporate Architecture im Vordergrund. Brüninghoff erhielt den Auftrag als Generalunternehmer für die schlüsselfertige Erstellung und Abwicklung des Bauvorhabens.

Das Projekt zeichnet sich durch die heterogene Zusammensetzung aus moderner Hallenkonstruktion und einem scheinbar abgesetzten Verwaltungsgebäude als Kopf des Ensembles aus. Das markante Merkmal dieses Gebäudeteils bilden zwei zueinander versetzte Ebenen. Dadurch entsteht bei dem Obergeschoss eine Auskragung in zwei Richtungen von über einem Meter, welche besondere Anforderungen an die Konstruktion und die Ausführungsplanung stellten. Diese Herausforderungen setzte Brüninghoff durch eine detaillierte Konstruktionsplanung im Bereich der Auskragung um. In mehreren Fassaden- und Schnittansichten wurden die genaue Lage und die Größen der Fassadenplatten im Zusammenhang mit großflächigen Fensterelementen geplant und für die Ausführung vorbereitet.
Mit der Software von Allplan konnte das Büro während des Planungsprozesses, optimal auf die Wünsche des Bauherrn reagieren. Das intelligente Gebäudemodell ermöglichte es den Planern in der Entwurfsphase, zusammen mit dem Bauherrn die Fassadengestaltung und die Formung der Gebäudekubatur zu visualisieren und weiterzuentwickeln. Allplan bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten für eine detaillierte Ausführungsplanung. So konnten die Architekten und Ingenieure die Arbeit der Konstrukteure auf der Baustelle erleichtern. Dadurch konnte ein reibungsloser Bauablauf gewährleistet werden. Eine exakte Planung verschiedener Konstruktionsdetails wie Anschlüsse, Durchdringungen und Bewehrungen optimierte bereits in der Planungsphase kritische Punkte der Konstruktion.

Seit 1974 gehört die Brüninghoff GmbH & Co. KG, mit Hauptsitz in Heiden (Münsterland) zu den führenden Hallenbau-Spezialisten in Deutschland. Das Familienunternehmen ist spezialisiert auf die Produktion von vorgefertigten Bauelementen aus Beton, Stahl, Holz und Aluminium sowie auf die Konzeption, Planung und schlüsselfertige Ausführung von Bauprojekten. 365 Mitarbeiter in vier Niederlassungen (Heiden, Hamburg, Niemberg, Villingen-Schwenningen) realisieren europaweit 160 Bauprojekte im Jahr. „Für unsere Bauherren entwickeln wir ein funktionales und persönliches Konzept welches an die besonderen betrieblichen Anforderungen und Wünsche angepasst ist.“ beschreibt Geschäftsführer Frank Steffens einen Grundsatz des Unternehmens. Dies gilt sowohl für moderne, anspruchsvolle Hallenkonstruktionen als auch für Büro- und Verwaltungsimmobilien und Spezialbauten wie Kindertagesstätten, Freizeitanlagen und Flughafenterminals.

„Der Vorteil von Allplan liegt aus meiner Sicht in der Durchgängigkeit der Software und der Vernetzung einzelner Planungsdisziplinen.“
Frank Steffens, Geschäftsführer Brüninghoff GmbH & Co. KG

Der Fokus bei der Brüninghoff GmbH & Co. KG wird in den nächsten Jahren verstärkt auf der Planungsmethode des Building Information Modeling liegen. Hierbei vertraut das Unternehmen auf die Software von Allplan. Sie ermöglicht es dem Unternehmen individuelle Lösungen zu finden und die Projekte von den ersten Skizzen bis hin zur Ausführungsplanung in nur einer einzigen Software immer weiter zu detaillieren und anzupassen.

PROJEKTINFORMATIONEN IM ÜBERBLICK
Schwerpunkt: Architektur
Eingesetzte Software: Allplan Architektur
Projektdaten:
Bauherr: Hesotec GmbH, Dinslaken
Baubeginn: 30.03.2011
Fertigstellung: 30.12.2011
BGF/Nutzfläche: 2653 m² / 2823 m²
Gesamtkosten: 1.500.000 €

Dreibrückenprojekt Nijmegen, Niederlande – Marcel Linderman, Witteveen + Bos

Wie nachhaltiger und zukunftsweisender Hochwasserschutz aussieht, machen uns die Niederländer in Nijmegen eindrucksvoll vor. Dort, gleich hinter der deutschen Grenze am Niederrhein, ist Europas größtes Hochwasserschutzprojekt im Bau. „Ruimte voor de Waal“ heißt es und soll, wie der Name sagt, dem größten niederländischen Fluss, der Waal, mehr Raum geben. Für die Waal wird hinter dem rechten Ufer ein zweites, ebenso breites und vier Kilometer langes Flussbett gegraben.

copyright by Witteveen+Bos

copyright by Witteveen+Bos

Ein Teil des Vorortes Lent wird so zur Insel zwischen zwei Waalarmen und durch drei Brücken mit beiden Waal ufern verbunden. Den Stadtplanern geht es vor allem um einen besseren Überfl utungsschutz: Durch die Änderung des Flusslaufs und den Bau eines Seitenarms werden künftige Hochwasserspitzen um 34 cm gesenkt. Trotzdem ist es gelungen, aus der Pfl ichtaufgabe ein reizvolles Projekt zur Stadtentwicklung zu machen. Auf der gut 2,5 Kilometer langen entstehenden Flussinsel werden neben ökologisch wertvollen Auengebieten auch Erholungs und Freizeitbereiche sowie Wohnhäuser auf Plateaus errichtet. Um das Projekt verwirklichen zu können, sind umfangreiche Eingriffe in die städtische Infrastruktur vonnöten. Die heutige WaalBrücke wird um mehrere 100 Meter verlängert, um den neuen 200 Meter breiten Seitenarm zu überspannen. Darüber hinaus werden zwei neue Brücken gebaut: Die Zitadellen-Brücke verbindet das Festland mit dem westlichen Teil der Insel – hier entsteht ein neues Stadtviertel, die Zitadelle. Die Promenaden-Brücke wird das Festland mit dem mittleren Teil der Insel verbinden. Hier sind hübsche Promenaden geplant, ein kleiner Yachthafen sowie Wohnund Geschäftsgebäude. Für die verantwortlichen Ingenieure von Witteveen + Bos ist ein Brücken bau in diesem Ausmaß eine große Herausforderung, zumal auch der Zeitplan von Anfang an eng gesteckt war. Die ersten Planungen wurden im Jahr 2011 begonnen, bis 2015 sollen die drei tonnenschweren Brücken stehen. Ein so großes Projekt in enorm kurzer Zeit fehlerfrei zu planen, das kann – darin waren sich die niederländischen Ingenieure einige – nur mit sehr harter Arbeit und modernsten Mitteln gelingen: Mit Building Information Modeling (BIM) als effizienter Planungsmethode – und mit Allplan Ingenieurbau als dem richtigen Werkzeug dazu. Das BIMSystem zur dreidimensionalen Schal- und Bewehrungsplanung ermöglicht dem Team von zehn Konstrukteuren und zehn Ingenieuren die integrierte Arbeitsweise an einem virtuellen Tragwerksmodell. In Verbindung mit dem Workgroup Manager kann das Projektteam teils gleichzeitig an einem Gebäudemodell arbeiten und die verschiedenen Planungsschritte genau aufeinander abstimmen. „Wir müssen hunderte Pläne für sämtliche Bauwerke erstellen – und das alles in kürzester Zeit“, so Marcel Linderman, Projektleiter bei Witteveen + Bos. „Das schaffen wir nur, weil wir mit Allplan von Beginn an effektiv arbeiten können. Dank der integrierten Planung sind wir in der Lage, sämtliche Dokumente nicht nur rechtzeitig, sondern darüber hinaus noch fehlerfrei zu liefern.“

Weil alle Bauwerkstrukturen von Anfang an im Gebäudemodell konstruiert werden, können auch die Planungspartner alle Baukörper bis ins Detail verstehen – auch solche mit ungewöhnlichen Formen, wie sie etwa bei der Verlängerung der Waal-Brücke vorkamen. Die Brücke weist hauptsächlich runde Strukturen auf, bei denen sich die Abmessungen und Lage von Stabstählen entsprechend aufwendig gestalten. Dank Allplan lassen sich auch diese Baukörper schnell und exakt bewehren: Die Schalkanten der Konstruktion werden automatisch aus dem Modell übernommen und bilden den Bezugspunkt für die räumliche Anordnung der Bewehrung. Das BIM-Modell ist auch deshalb von großem Vorteil, weil sich daraus alle notwendigen Informationen direkt und stimmig ableiten lassen. Das betrifft nicht nur Schal- und Bewehrungspläne mit Grundrissen, Ansichten und Schnitten, sondern auch Auswertungen wie Stahl- und Biegelisten oder die Volumina an Transportbeton, die sich über die Mengenermittlung gleichfalls automatisch generieren ließen. Bei der Massenermittlung von Beton-Kubaturen oder Schalungsflächen bewährt sich diese Vorgehensweise besonders, schließlich gilt es hier große Stabdurchmesser in komplexer Schalgeometrie einzubauen. Allplan Ingenieurbau ermöglicht den Planern aber auch ein Round-Trip Engineering vom Gebäudemodell zur statischen Berechnung mit Scia Engineer und wieder zurück. Bauteilobjekte aus Allplan werden dazu an das Berechnungssystem übergeben, in mehreren Durchgängen optimiert und wieder an Allplan zurückgespielt. So berechnen die Ingenieure auch die zum Teil extrem dünnen Betonschalen einfach und sicher. Weil das statische System immer mit den entsprechenden Allplan Bauteilen gekoppelt bleibt, bleibt zudem auch die Konsistenz der Daten auf beiden Seiten sichergestellt. Das traditionsreiche Ingenieurbüro Witteveen + Bos wurde 1946 in Deventer gegründet und beschäftigt heute über 900 Mitarbeiter. Das Aufgabenspektrum von Witteveen + Bos umfasst sämtliche Bereiche des konstruktiven Ingenieurbaus.

Schwerpunkt:
Ingenieurbau
Eingesetzte Software:
Allplan Ingenieurbau
Allplan Workgroup Manager
Allplan Brückenbau-Modellierer
Scia Engineer
Projektdaten:
Bauherr: Rijkswaterstaat Nederland mit der Gemeinde Nijmegen
Ausführung in Zusammenarbeit mit Generalunternehmer I-Lent
Planungsbeginn: 2011
Baubeginn: 2012
Fertigstellung: 2015